Sonntag, 19. Januar 2014

Von Sternenhimmeln und Hundeleben

Über zwei Wochen bin ich nun in Guatemala, umgeben von Vulkanen, Bergen, geschwätzigen Vögeln, bunten Schmetterlingen und wunderschönem Sternenhimmel. Allerdings auch von unzähligen verwahrlosten Straßenhunden, Armut, überfüllten Camionetas und Müllbergen an den Straßenseiten. 
Unsere zwei Wochen Orientierung vergingen schleppend und mühselig. Viel zuhören, zusehen und wenig selber machen. Viel sich vorstellen und Namen merken. Ab morgen geht es jetzt für uns also richtig los. Wobei wir erst in einer Woche in die richtigen Zimmer einziehen können da momentan die alten Freiwilligen noch da sind. 
Für mich und zwei andere der Freiwilligen heißt es kommende Woche jedoch erstmal noch halbtags Spanisch-Kurs in Antigua. Ich bin wirklich froh die Möglichkeit bekommen zu haben. Zwar wird mein Spanisch immer besser jedoch ist das selbst reden etwas stockend und mir fehlen einfach noch einige grammatische Grundlagen, ich kann euch sagen es ist ganz schön stressig die Vergangenheit nicht gescheit bilden zu können und alles im Present zu erzählen funktioniert leider gar nicht gut :D 
Auf die Arbeit freue ich mich jetzt allerdings schon riesig! Mein Therapieraum ist wirklich wunderschön und sogar "zweistöckig". Außerdem gibt es eine Art Küche im Gebäude, so dass ich als Therapieeinheit auch kleinere Kochprojekte machen kann. 
Die Kinder haben die unterschiedlichsten Gründe warum sie Ergo brauchen. Viele haben schwere körperliche und geistige Einschränkungen, andere haben "lediglich" Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS. Neben den normalen Therapiestunden laufen hier noch einige andere Projekte die ich mit begleiten oder sogar anleiten werde. Z.B zweimal wöchentlich Sportstunden mit den Especiales-Kindern, ein Projekt mit Jugendlichen die über ein Jahr regelmäßig in einer der Werkstätten hier schulbegleitend Erfahrungen in einem Handwerksberuf sammeln können (Bäckerei, Näherei, Schreinerei..) und ein Kochprojekt mit den Especiales und Kindern aus anderen Gruppen gemischt. Auch gibt es eine wöchentliche Teamsitzung mit den allem Mitarbeitern aus dem Bereich der Psychopädagogik. Und diese Punkte sind lediglich die Pflichten meines Berufs, es gibt noch deutlich mehr Projekte, zu organisierende Feste usw. die in den Aufgabenbereich aller Freiwilligen hier fallen. Wir haben uns nun auch alle eine Sektion (die Kinder wohnen hier in sog. "Sektionen" sortiert nach alter und Geschlecht zusammen) gewählt welche wir in diesem Jahr mit begleiten und betreuen werden. 
Abgesehen von der ganzen Arbeit werden ich hier aber ziemlich sicher auch viel Spaß haben. Die anderen Freiwilligen sind wirklich nett und auch das abschalten und feiern am Wochenende kommt hier nicht zu kurz ;) Dafür, und auch für jegliche Einkäufe, ist Antigua bestens geeignet. Eine kleine alte Kolonialstadt, die mit einer der besagten Camionetas in ca. 25 min. gut zu erreichen ist. Antigua ist ein beliebtes Reiseziel und daher mit Touristen gefüllt. Die kleine Stadt ist aber auch wirklich wunderschön und liegt wie eine kleine Oase umgeben von Bergen und Vulkanen. Außerdem zählt sie zu einer der sichersten Orte in ganz Guatemala. (Trotzdem ist mir leider in der Disko meine Kamera nicht ganz eigenständig davongelaufen -.-). Allerdings kann man gerade tagsüber den Flair und auch die vielfachen schönen Restaurants, Cafés und Geschäfte genießen. Mein Reiseführer (danke nochmals dafür, er hat mir schon oft weiter geholfen) beschreibt zudem jedoch folgendes Phänomen: "Nach einigen Tagen in dieser fast heilen Welt könnte man beinahe vergessen, in Guatemala zu sein. Denn Antigua ist eine wohlhabende Enklave in einem bitterarmen Land".
Die Armut sieht man schlagartig sobald man durch die Dörfer läuft. Vor allem auch an solchen Dingen, wie dass es kein funktionierendes System für die Müllentfernung gibt und somit der Müll oft kilometerweise die Straßenseiten bedeckt oder in den Flüssen landet. Dies gehört zu den Erfahrungen hier die mir Magenschmerzen bereiten, ebenso die vielen verwahrlosten Straßenhunde. Generell ist hier der Umgang mit Tieren sehr respektlos. Das Tier ist hier meist Nutztier, Essen oder Plage. Dies sind Dinge mit denen ich mich hier wohl mehr oder weniger Abfinden muss. Aber natürlich gibt es auch wahnsinnig viele schöne Dinge an die ich mich sehr gut gewöhnen kann wie die unglaublich saftigen Früchte, tollen Landschaften und den atemberaubenden Sternenhimmel (es sind einfach sooo viel Sterne zu sehen!!). Eines meiner nächsten Wochenendzielen ist die Pazifikküste um mal etwas Strandfeeling zu kriegen und meine Surfkünste auszukramen :) Ja den Sport vermisse ich momentan ganz schön, vor allem natürlich das Handball und mein Team. So ganz auslasten tut mich lediglich laufen einfach nicht. Werde mir jetzt zudem wohl ein Fahrrad kaufen um zumindest ein bisschen fit zu bleiben! Anscheinend soll wohl auch einmal wöchentlich Basketball und einmal Fußball hier im Gelände angeboten werden und das ist dann ja schonmal was ;)
Trotz viel Beschäftigung um mich herum vermisse ich natürlich schon immer mal wieder meine Familie und Freunde im fernen Deutschland, und meine Tiere! Ich hoffe es geht euch allen gut! Und wenn ihr das jetzt wirklich bis zu dieser Stelle gelesen habt dann scheint ihr wohl auch wirklich daran interessiert zu sein was bei mir so passiert, das freut mich natürlich besonders ;) 

Liebe Grüße euch allen und bis zum nächsten Mal.

Ps: Ich freue mich natürlich immer über Infos und Nachrichten aus Deutschland! Oder auch aus Brisbane oder Oxford oder... ;) 

Eure Anja   


Übrig gebliebene Ruinen einer Catedrale in Antigua




Spziergang in der Nähe des Kinderdorfes



Gemütliches Zusammensitzen der neuen Freiwilligen 










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